Der erste Flug eines Österreichers ins All war nicht nur für die österreichische Wissenschaft Prüfstein und Herausforderung. Er war zugleich ein markantes Ereignis für diesen Staat und dieses Land. Der österreichische Kosmonaut nahm für seine Mission die Strapazen einer harten Ausbildung und ein nicht geringes Risiko auf sich. Dennoch war AUSTROMIR nicht die Leistung eines einzelnen: es war ein österreichisches Projekt, hinter dem die Arbeit hervorragender Wissenschaftler und die Hoffnungen und Erwartungen einer ganzen Nation stand. Dieser Aspekt wurde durch eine Reihe von symbolischen Gegenständen unterstrichen, die Österreichs ersten Mann auf seinem Flug ins All begleiteten. Diese Gegenstände standen stellvertretend für ein Land mit einer tausendjährigen Geschichte, einer Nation, die in den Bereichen Kunst und Wissenschaft hervorragende Leistungen erbrachte. Und sie werden als bleibende Zeugen des Allflugs dieses einmalige Ereignis auch für die Zukunft bewahren.
Österreich führte mit den symbolischen Gegenständen aber auch eine Tradition weiter, die von sowjetischer Seite seit vielen Jahren gepflegt wurde: Gastkosmonauten führten Flaggen, Medaillen, Briefmarken ihres Heimatlandes mit sich, von denen ein Teil nach Abschluss den Sowjets übergeben wurden. Diese Gegenstände erfreuten sich bei den Sowjets höchster Wertschätzung und werden im Rahmen von Ausstellungen öffentlich gezeigt.
Die symbolischen Gegenstände
- 1 Große österreichische Fahne (1,0 m x 1,5 m)
- 8 Wimpeln der Republik Österreich mit Staatswappen
- 9 Wimpeln der Bundesländer
- 100 Wimpel in Nationalfarben (unkonfektioniert)
- 125 Geschenks- und Erinnerungsmedaillen
- 1 Kupferquader zur späteren Galvanisierung von Plaketten
- 30 Kuverts mit AUSTROMIR-Sonderpostmarken
- 1000 AUSTROMIR-Sonderpostmarken
- 10 Faksimile der Ostarrichi-Urkunde
- 1 Tonbandkassette mit Donauwalzer etc.
- 1 Bordstempel TROMIR mit Datum 7.10.1991 an Bord von MIR
- 9 Mozartpartituren (je eine Seite)
- 1 Poster der Bundesländer-Versicherung
- 1 Seite aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Saint-Exupéry
- 25 QSL Karten
- 10 Urkunden für an AREMIR beteiligte Schulen
Bitte zu Tisch
Einer Tradition der sowjetischen Raumfahrt zufolge lädt der Gastkosmonaut die Besatzung der Raumstation zu einem gemeinsamen Gastmahl. Österreich, ein Land, in dem gutes Essen unmittelbarer Ausdruck von Lebenskultur ist, hat diese Tradition gerne aufgegriffen. Ein typisch österreichisches Gastmahl? Jedermann denkt da zuerst an ein saftig-zartes Wienerschnitzel mit goldbraun-knuspriger Panier. Doch sosehr sich die russischen Enährungsexperten für den Geschmack dieses österreichischen Nationalgerichts begeisterten, das Attribut „weltraumtauglich“ mußten sie dem Wienerschnitzel leider verwehren. Die Brösel würden noch Tage nach dem Essen schwerelos durch die Raumstation schwirren. Ähnliche Gründe bedeuteten auch für viele andere österreichische Spezialitäten das Weltraum-Aus. Das Gastmahl (Masse ca. 4 kg) war in einer Aluminiumdose (380 mm x 300 mm x 120 mm) verpackt und setzte sich aus Produkten verschiedener AUSTROMIR-Sponsorfirmen zusammen:
- Kaffeepulver in Foliensäckchen (Fa. Hornig, Graz)
- Wiener Reisfleisch in Dosen (Fa. Inzersdorfer GmbH, Inzersdorf)
- Salami bzw. Schinken in Scheiben, vakuumverpackt (Fa. Messner, Stainz)
- Roggenvollkornbrot in Foliensäckchen (Fa. Ankerbrot AG, Wien)
- Mozartkugeln (Fa. Mirabell, Grödning)
- PEZ-Zuckerln in Spenderfiguren (Fa. Haas Nährmittel, Linz)
Nach dem Flug …
Nach dem Plug wurden sämtliche symbolischen Gegenstände mit einer speziellen Plombe versehen und damit als Original-Weltraumobjekte kenntlich gemacht. Viele von ihnen waren als Ehrengeschenke gedacht. So erhielten der Bundespräsident, der Bundeskanzler sowie die Präsidenten des National- und Bundesrates je eine der Österreich-Wimpeln. Die Wimpeln mit den Farben der Bundesländer wurden den Landeshauptleuten übergeben. Ein sehr persönliches Geschenk hatte das AUSTROMIR-Team für seinen „Chef“, den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, Vizekanzler Busek vorbereitet. Eine Seite aus seinem Lieblingsbuch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry hat sich wie der kleine Held dieses literarischen Meisterwerks auf Allreise begeben, um schließlich als „Allsouvenir“ die Bibliothek des ehemaligen Ministers zu bereichern.